die Erinnerung an die Vergangenheit aufrecht zu erhalten, ist wichtig. Denn aus ihr können wir für die Gegenwart und für unsere Zukunft lernen. Dabei geht es nicht nur, aber gerade auch um junge Menschen. Die allermeisten Kinder und Jugendlichen in Europa haben selbst keinen Krieg mehr erleben müssen. Auch die Zeitzeug*innen des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts werden weniger.
Deshalb müssen wir in der Erinnerungsarbeit neue Wege beschreiten. Wir brauchen neue Mittel und Wege, um aus dem kommunikativen Gedächtnis ein kulturelles Gedächtnis zu schaffen. Pilotprojekte wie der „Lernort Lebach“ spielen dabei eine zentrale Rolle. Kern dieses beispielhaften Kooperationsprojektes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., des historischen Vereins und der Lebacher Gymnasien sind die Sanierung, Erforschung, pädagogische Aufbereitung und Vermittlung der Kriegsgräberstätte in Lebach.
Meine große Anerkennung gilt der ehrenamtlich engagierten Arbeitsgruppe „Die Lebacher“ des Volksbundes. Sie leistete im ersten Schritt unglaubliche 1.000 Arbeitsstunden, um die vorhandenen Kreuzgruppen zu säubern und neu zu setzen, neue Wege anzulegen und die Grabtafeln in ein neues Verlegekonzept einzubetten. Im zweiten Schritt wurde die Geschichte des Friedhofes und der Gräberfelder erforscht und aufgearbeitet. Besucher*innen können jetzt anhand von exemplarischen Einzelbiographien – unter anderem von Soldaten, Zivilisten, Bombenopfern und Zwangsarbeiter*innen – die Geschichte des Ortes nachvollziehen.
Dabei ist die pädagogische Vermittlung voll auf der Höhe der Zeit. Besucher*innen gelangen über das Scannen von QR-Codes mit ihrem Smartphone direkt zu den jeweiligen Biographien und weiteren Informationen. Für Schulen und Hochschulen hat der Volksbund die Website www.lernort-lebach.de eingerichtet, über die weitere Materialien zur Verfügung gestellt werden, darunter ein didaktisches Konzept für Lehrkräfte und Aufgabenstellungen.
Der Volksbund ist mit seinem Engagement für eine aktive Erinnerungsarbeit ein wichtiger Partner des Ministeriums für Bildung und Kultur. Umso mehr freue ich mich, Schirmherrin dieses zukunftsweisenden Pilotprojekts sein zu dürfen. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen, den „Lernort Lebach“ zu besuchen. Es lohnt sich.
Ihre
Christine Streichert-Clivot
Ministerin für Bildung und Kultur im Saarland
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Kriegsgräberstätten als Mahnmale und Orte des Gedenkens
In der Präambel der Satzung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. wird auf die Verpflichtung hingewiesen, Kriegsgräberstätten zu schaffen und als ständige Mahnung zum Frieden dauerhaft zu erhalten.
Und im Leitbild, das sich der Volksbund gegeben hat, ist von unserem Willen die Rede, die Erinnerung an Krieg und Gewaltherrschaft wach zu halten und Verständigung, Versöhnung und Frieden unter den Menschen und Völkern zu fördern. Die Kriegsgräberstätten im In- und Ausland entwickeln wir als Orte des öffentlichen Gedenkens, der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens weiter.
Lernort Kriegsgräberstätte Lebach
Die Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof in Lebach wird dank des Engagements des Volksbundes, des Historischen Vereins Lebach und der Gymnasien in Lebach zum überörtlichen Lernort für das Saarland. Da der Zweite Weltkrieg immer stärker aus der individuellen Erinnerung verschwindet, auch nur noch wenige Zeitzeugen unter uns leben, wird es notwendig, neue Ansätze in der Erinnerungs- und Gedenkkultur zu finden. Dieses Grauen darf niemals in Vergessenheit geraten.
Exemplarische Orte wie die Lebacher Kriegsgräberstätte bieten eine hervorragende Gelegenheit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Hinter jeder Grabtafel steht eine Biografie, die der Krieg beendete. Gut erforschte Einzelschicksale stehen stellvertretend für viele ähnliche. Gefallene Soldaten, getötete Zivilisten, Bombenopfer und nicht zuletzt viele Zwangsarbeiter, teils in Massengräbern beigesetzt, liegen in Lebach. Für die Besucher wird aus der Begehung der Kriegsgräberstätte ein Lernort, wenn sie bewusst einen Schritt weitergehen: die Einzelschicksale verfolgen, die Situation während der NS-Zeit in Lebach begreifen, den Weg der Opfer, sei es durch Bomben oder infolge der Deportation als Zwangsarbeiter, nachvollziehen und die Art des Gedenkens von der Nachkriegszeit bis heute hinterfragen, um sich selbst einen Standpunkt zu erarbeiten.
So kann Nach-Forschen zur Erinnerungsarbeit werden und zu lebendigem Gedenken führen, das dazu anregt, diese Vergangenheit als Verpflichtung und Verantwortung für sich selbst und für künftige Generationen anzunehmen und sich für Frieden und Demokratie einzusetzen. Auf diese Weise kommt das Motto des Volksbundes zum Tragen: »Versöhnung über den Gräbern, Arbeit für den Frieden.«